Augenblicke aus
der Nabelperspektive
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Die Liebesgeschichte Ich sah dich. Ich sah deine Augen, sie zogen meinen
Blick an. Ich liebte sie, deine Augen, die mich in eine Tiefe blicken
liessen, in eine Tiefe, die mir vertraut und doch unbekannt war. Nein,
es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Es waren deine Augen, die
mich nicht mehr losliessen, die mir etwas erzählen wollten, das ich
weder sah noch verstehen konnte. Es waren deine Augen, die meine Neugierde
weckten, sie hatten mich berührt. Das wusstest du nicht, das konntest
du nicht wissen, zumindest nicht bis zu dem Moment, wo ich es wagte,
ganz tief in sie hineinzuschauen. Unsere Augen sind sich begegnet,
das hat uns berührt -- ganz tief in uns drinnen -- denn sonst gab
es nichts, das uns aufeinander hätte aufmerksam machen können. Weder
fanden wir einander speziell schön, noch unglaublich interessant.
Du, so ein ganz normaler Mann, ja, ein Vizedirektor - Mann mit Erfolg,
nichts das mich beeindruckt und schon gar nicht berührt. Nur deine
Augen, von denen ich nicht loskam. Wer mochte er sein, dieser Vizedirektor,
mit Augen, die eine unglaubliche Tiefe erahnen liessen. Ich, für dich
eine Frau, die viel zu viel spricht, eine Emanze, eine Rebellin --
nichts was dein Interesse weckte. Wir interessierten uns nicht für
einander. Es waren nur unsere Augen, die sich begegnet waren, und
wir liessen es zu -- wir konnten nicht anders. Ich wollte wissen,
was deine Augen nur erahnen liessen.
Das Leben
ist vergänglich Ende Email: erufer@bluewin.ch |