"WERDA" Ein anderes Tagebuch
Juni 1989

Dieses Manuskript ist eine Zusmmenfassung der wichtigsten Tagebuchnotizen, Kurzgeschichten und Gedichte bis 1989, und daher sehr autobiografisch.

Da ich dieses Manuskript noch auf Schreibmaschine geschrieben habe, hier nur einen kurzen Blick hinein in das Inhaltsverzeichnis.

Eine Kurzgeschichte und ein Gedicht um doch nicht ganz umsonst auf diese SEite geklickt zu haben.

Inhaltsverzeichnis

  • Tagebuchnotizen
  • Die Geschichte vom Mädchen das Frau werden will
  • Frau Klara B.. Eine wahre Geschichte
  • Bericht einer Krankenschwesterschülerin
  • Tagebuchnotizen in Gedichtform
  • Obdachlosenarbeit, aus dem Arbeitsalltag in der Herberge zur Heimat
  • Gründung und Entstehungsgeschichte der Genossenschaft "Kukuz"; Geschichten aus dem selbstverwaltungsbetrieb "Restaurant Brasserie"
  • Edgar, eine etwas besonder Liebesgeschichte
  • Frauenleiden - Männerleiden
  • Oh Frau
  • Gedanken zum heutigen Feminismus
  • Mütterlichkeit - Muttersein; und ich ...
  • Moral und Normen
  • Du muss Frausein - sozialsein

Tagebuchnotizen in Gedichtform

Menschen in Länder
Menschen und Länder
So verschieden und doch so gleich,
Überall das Selbe,
und doch so verschieden.
Menschen die geboren werden,
Mesnchen die existieren, leben oder überleben
Menschen die sterben
Überall das Selbe und doch so verschieden:

Länder in denen Menschen leben.
Menschen die arbeiten.
Menschen die profitieren,
Menschen die kämpfen und seufzen,
menschen die essen,
menschen die hungern.
Überall Länder.
Überall Gutes und Böses,
Tränen und Lachen, Armut und Reichtum.
Überall das Selbe und doch so verschieden.

Verschieden, Verschieden,
Was ist so verschieden

Stockholm 1974

Frau Kala B.. Eine wahre Geschichte

Frau Klara B.. Eine wahre Geschichte (6 seitiges Word-Dokument, 59 KB)

Kurzer Ausschnitt

Sie schrieb dem Betreibungsamt folgenden Brief:

"Betrifft : Die Kühlschrankpfändung vom 3.11.1988

Sehr geehrte Herren der Pfändungsbehörde,
Es ist mir ein Anliegen, Ihnen meine Enttäuschung und meine Betroffenheit über die Art und Weise, wie Sie mir meinen Kühlschrank gepfändet und somit entwendet und enteignet haben, schriftlich mitzuteilen. Ich erhielt von Ihnen zwei Schreiben, wann Sie die Verwertung durchführen möchten. Der erste Termin wäre am 25.10.1988 ohne Zeitangabe gewesen.
Da es mir nicht möglich war, einen ganzen Tag auf sie zu warten, trafen Sie mich nicht zu Hause an. Der zweite Termin war gestern am 3.11.1988 um zehn Uhr, unter Androhung der Polizei und Aufbruch der Wohnung, falls ich mich gegen diese Verwertung zur Wehr setzten würde.
Da ich die Pfändung eines Kühlschranks wegen einer Staatsschuld von 15 Franken absurd fand, versuchte ich anhand eines Strassentheaters, die Öffentlichkeit darüber zu informieren und die Medien dazu einzuladen. Nun aber fehlte Ihnen der Mut, in der Öffentlichkeit zu dieser Absurdität zu stehen. Sie erschienen nicht, sondern warteten auf dem Polizeiposten auf mich.
Niemand wollte nunmehr Verantwortung dafür übernehmen.
Es wurde irgendeine anonyme Instanz von Oben verantwortlich gemacht.
Ich kann meine Tätigkeiten auch nicht auf irgendeine höhere Instanz abschieben. Diese Reaktion hat mich von Ihnen enttäuscht. Vielmehr aber bin ich von Ihnen enttäuscht und es hat mich auch geärgert, dass Sie dann noch den Mut hatten, mir den Kühlschrank während meiner Abwesenheit aus der Wohnung zu tragen.
Ob der anonyme Telefonanruf, kurz vor dem Verlassen meiner Wohnung mit ihnen zu tun hatte, dies weiss ich nicht. Dass ich dies jedoch vermute, werden Sie wohl verstehen.
Sehr enttäuscht und empört bin ich auch deshalb, weil ich Sie noch darauf aufmerksam gemacht hatte, dass es rechtswidrig sei, meine Wohnung zu betreten, ohne mir einen neuen Termin mitgeteilt zu haben. Für mich ist dies ein Zeichen mehr, dass die selben Gesetze eben nicht für alle Menschen gleich gültig sind.
Diese Geschichte ist für mich somit abgeschlossen, da mir zur Zeit Kräfte und Stunden fehlen, um diese unerfreuliche Tatsache auf dem Rechtsweg weiter zu verfolgen.
Dass ich diese Geschichte öffentlich machen wollte, war weniger wegen mir, als wegen meiner Kenntnis, um die Armut auch bei uns in der reichen Schweiz; wegen meines Wissens, dass Sie täglich fähig sind, jemandem, der sich nicht zur Wehr setzen kann, weil ihm Kräfte, Wissen und Geld fehlen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit einen Kühlschrank aus der Wohnung zu tragen, und anderes mehr, was heute bei uns schon längst zum Existenzminimum gehört; und dies nur wegen einer banalen Staatsschuld von 15 Franken.

Trotzdem fiel es dem Pfändungsweibel nicht schwer, mir mitzuteilen, dass er sehr human sei. Dass wir verschiedene Begriffe und ein unterschiedliches Verständnis von Humanität haben, erscheint mir klar. --

Zurück bleibt in mir jetzt nur noch meine Empörung und meine Betroffenheit, wie aber auch meine Trauer und Hilflosigkeit, sich gegen Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft nicht wehren zu können.
Ja, ich bin mir bewusst, dass auch Sie bereit wären, mich auf Grund dieser Bagatelle zu kriminalisieren oder zu einem Sozialfall zu machen. Obschon Sie dies tausendfach mehr kosten würde, als meine immer noch offene Schuld von 15 Franken.
Nein, da weigere ich mich. Da mache ich nicht mehr mit, auch wenn ich diese ganze Geschichte ohne Erfolg beenden muss, denn ich kenne Eure Worte: Wenn du nicht willst, dann brauchen wir Gewalt, denn gewinnen müsst ihr, und meine Macht ist um einiges geringer als Eure. Ich aber engagiere mich für eine Welt, und so auch für ein Zusammenleben, in der es nicht mehr nur Gewinner und Verlierer geben muss.
In dem Sinn grüsse ich Sie ganz freundlich und verbleibe in Betroffenheit
Ihre Frau Klara B.

 

 

Email: erufer@bluewin.ch

 

  Philosophie - Interesse - Biografischer Überblick - Dienstleistungen - Arbeit, Projekte - Tips und Tricks - Angebote, Links - Schriftstellerin  
zum Inhaltsverzeichnis