Lieber hätte ich die Denkerin als Begrüssungsbild auf meiner Homepage gehabt.
Da sich aber in der heutigen Zeit ja nicht etwa nur die Grenzen zwischen den Ost-und Westblöcken geöffnet
haben, sondern auch die Geschlechterrollen bereits seit einiger Zeit im Wanken sind; (die Rollenzuweisung:
der Mann als Denker, die Frau Körperlichkeit und für das Emotionale zustständig), soll dies
auch ein Beitrag sein, dass uns Menschen (Frauen und Männer) bewusst ist, dass wir alle
Geist und Körper haben und diese auch nutzen und pflegen wollen; auch ein Beitrag
zur Versöhnung der Geschlechter.
Das Bild von Hans Erni auf meiner Homepage nehme ich nun als Anlass, eine Brücke zu schlagen
zwischen Hypertext und vernetztem Denken.
Hypertext ist die Basis des Internet und bedeutet nicht mehr, als dass Sie von einer Information,
von einer Seite, zu einer anderen springen können, also das ist, was Sie tun, wenn Sie im Internet
surfen.
Doch zuerst einen kurzen Blick in die Mediengeschichte, wo und wie sich das Web (Internet) darin
positioniert.
Das Web und die Mediengeschichte.
Erste audiovisuelle Botschaften
Welche kulturellen und technischen Ereignisse können historisch als prägend betrachtet
werden für eine Welt, die zurzeit erneut einen enormen Wandel durchläuft und sich unter
anderem in einer weltweiten Verdichtung des Web und seiner zunehmenden kommerziellen Nutzung
äussert?
Hier einige Momente aus einem ganzen Spektrum von Entwicklungssprüngen, der Einfachheit halber
linear und unvollständig aufgelistet:
Historisch gesehen stammen die ersten Höhlen- und Felsmalereien aus der älteren Steinzeit
vor ca. 50'000 Jahren.
Im Anfang war das Bild, nicht das Wort !
Die älteste Schrift - die sumerische Keilschrift ist ungefähr 3500 v.Chr. verwendet
worden und bestand aus etwa 800 Zeichen. Die römische Monumentalschrift in ihrer klassischen
Form mit gerade noch 24 Zeichen, Prototyp für die heutige vielfältige Typographie der
westlich geprägten Zivilisation - gibt es erst seit ungefähr 100 n.Chr.
Erste Rechenbretter gab es ab 1700 v.Chr. bereits in Aegypten.
Aus der Zeit von 60 n.Chr. stammen die ersten Beschreibungen von frühen Automaten und
mechanischen Zählrädern.
Das Papier als Träger von Botschaften ist zwar bereits seit 3000 v.Chr. bekannt, aber
schreibfestes, geschöpftes Papier gab es erst seit ca. 190 n.Chr., zunächst mal in China.
Aus der Medienperspektive gesehen gingen die Nachrichten noch nicht derart rasch um die Welt wie
heute.
Überbringer von Nachrichten waren noch die Menschen selber, die entweder verbale Botschaften
vermittelten (audio) oder Dokumente überbrachten (visuell).
Ein erstes effizientes Übermittlungssystem benutzten die Griechen der Antike, als sie etwa
800 v.Chr. die Berichterstattung mittels Fackeltelegraphie zu nutzen begannen. Die Berichte
konnten aber leider nicht sogleich auf ein Speichermedium übertragen werden, und wer den
Code nicht "hacken" konnte, sah nichts als Feuerzeichen. Doch es war das erste bekannte visuelle
Übermittlungssystem, das den Raum und die Zeit schneller überwand als ein Mensch zu
Fuss oder auf Pferd.
Die Basis der westlichen Mediengesellschaft
Erst Gutenbergs Entwicklung von giessbaren, beweglichen Bleibuchstaben um 1450 bewirkte dann
sowas wie eine erste Medienrevolution. Denn nun konnten Botschaften und Inhalte nicht mehr nur
von einem Absender an einen Empfänger weitergeleitet werden. Bild- und Textinhalte konnten
jetzt vervielfältigt an eine ganze Anzahl von Menschen verteilt werden.
Erste Druckereien- z.B. ab 1464 in Basel - produzierten bald einmal diverse Druckerzeugnisse
(Bibel, Flugblätter und Anschläge, erste Wochenzeitungen).
Parallel dazu breitete sich die Alphabetisierung in Europa rasch aus.
Die Printmedien waren geboren. Die Reformation, die Aufklärung und die europäischen
Revolutionen konnten nur auf dieser medialen Basis stattfinden.
Informationen als immaterielles Gut waren nicht mehr ausschliesslich im Besitz von Adel und Klerus.
Fazit: Zwischen den Höhlenbildern von Altamira und Lascaux und dem Gutenbergschen Druckverfahren
sind alle wesentlichen Konzepte entwickelt worden (Bild- und Textsprache, Zählapparate und
erste Automaten, effizientere Nachrichtensysteme, Vervielfältigung von Botschaften), die als
Basis für die westliche Mediengesellschaft betrachtet werden können.
Die industrielle Revolution und die Medien
Einen zweiten Schub für eine dichtere und effizientere Mediengessellschaft löste die
industrielle Revolution aus.
An ihrem Anfang steht die Entwicklung der Dampfmaschine von James Watt, 1776.
1789 experimentierte Galvani erstmals mit durch chemische Wirkung erzeugter Elektrizität.
Mit der Elektrifizierung der Städte und mit der Erfindung der Glühbirne durch Edison
machten sich die Industrie-Gesellschaften Ende 19.Jh. die Nacht zum Tag und leiteten mittels
Tages- und Nachtschichten eine industrielle Massenproduktion ein, die bis zu den ersten
technologisch bedingten Rationalisierungsmassnahmen nach 1970 bestimmend war.
Audiovisuelle Entwicklungen von Tragweite waren die Erfindung der Fotografie 1822 von Niepce,
der Reprofotografie von Daguerre 1893 und der Filmprojektion der Gebrüder Lumière
1896 in Frankreich.
1876 patentierte Bell in den USA das Sprechtelephon. 1880 verfügten in den USA 50'000
TeilnehmerInnen über einen Telephonanschluss.
1877 baute Edison einen Phonographen, 1878 bastelte Huges ein Kohlemikrophon und 1887 entwickelte
Berliner die bis vor kurzem übliche Schallplatte - die erste Disk.
1897 erhielten wir die erste Kathodenstrahlröhre von Braun und 1898 schlug Poulsen ein Magnettonverfahren
zur Schallaufzeichnung vor.
Bis um die Jahrhundertwende waren die Printmedien trotz allem die führenden Informations-Verteiler.
In den 20er Jahren kam dann der Radioempfang auf, ab 1953 war in der Schweiz der TV-Empfang
möglich.
Vom Transistor zum Chip, vom Sputnik zum Satelliten-TV
Die dritte Revolution (nach der Gutenbergschen und der Industriellen Revolution) war die technologische
und mikroelektronische, die bis heute anhält.
Eingeläutet wurde sie von den Erfindern des Radio-Transistors von 1948 (Shockley, Bardeen und Battain, USA).
Dieser Transistor sollte eigentlich vorerst nur die bestehenden Radio-Vakuumröhren ersetzen.
Vom ersten Transistor bis zur ersten Massenfertigung und kommerziellen Verwertung von elektronischen
Halbleiterprodukten (Silizium Transistoren) vergingen dann gerade noch 9 Jahre (1957).
1971 schliesslich war der Schritt von der Elektronik zur Mikroelektronik vollbracht. Der erste Mikroprozessor
(Chip) wurde eben im Silicon Valley entwickelt. Auf einem Chip. einem Siliziumplättchen von 5x5
Millimeter Grösse, konnten bald einmal Hunderttausende Transistoren untergebracht werden.
Die angeblich saubere Informatik-Technologie hat die Böden von Silicon Valley verseucht.
Das vergiftete Technoparadies
CASH Sept. 1998
Erfolgssymbole der rasanten technologischen Entwicklung der Nachkriegszeit waren die Weltraumfahrt,
der TV und der Computer.
Sputnik 1, der erste Satellit, wurde 1957 von den Sowjets in den Weltraum geschickt.
1959 konnten die ersten Bilder aus dem All auf die Erde gesendet werden, und 1960 gab es die
erste Radio-TV-Übertragung via Satellit.
Der erste Computerchip von 1971 stand für die unbegrenzte Komprimierungs-Möglichkeit
auf kleinster Fläche.
Die Weltraumfahrt veranschaulichte den menschlichen Traum vom unbegrenzten Ausdehnungsvermögen.
Und das Fernsehen wurde zum Sinnbild für eine wachsende Gleichzeitigkeit der weltweiten Ereignisse,
die von der Wohnstube aus locker konsumiert werden konnten.
Erste Datennetze - der PC als Konsumgut
Nur 1 Jahr nach dem Chip, 1972, wurde zu militärischen Zwecken in den USA das Arpanet,
der Vorläufer des Internets, entwickelt.
Seit 1982 kennen wir das Bildschirmtext-Medium BTX (in der Schweiz: Teletext) sowie das französische
Minitel (Kombination von Telephon und öffentlichem Datennetzwerk, von der France Telecom
entwickelt und an die interessierten Haushalte abgegeben).
Der Mac (Apple Macintosh) als einer der ersten erschwinglichen Personal Computer tauchte 1984
auf und legte den Grundstein für Desktop-Publishing und multimediale Datenbearbeitung und
-sicherung für einen breitgestreuten Consumer- und Profimarkt.
Der erste am ehesten multimediatüchtigen PC war jedoch der noch billigere Amiga, der das
Bearbeiten von Ton und Videografiken, den Videoschnitt, das Abspielen von Computerspielen und
- wenn auch ein bisschen rudimentär - die Textverarbeitung ab 1982 möglich machte.
Ohne die schnelle Verbreitung von PC's in Büros und Privathaushalten wären das Internet
und das Web heute kein Thema. Der PC ist heute sowohl ein Profiwerkzeug als auch ein Konsumartikel.
Kulturelle Konsequenz: Arbeitswelt und Freizeitwelt haben begonnen sich zu vermischen.
Erste Anzeichen in Richtung einer flexiblen Gesellschaft.
Der Kaminfeuer-Monolog im Global Village
Die Globalisierung wie wir sie heute kennen, basiert auf dem Drang des Menschen nach Waren-
und Informationstausch sowie nach räumlicher und zeitlicher Überwindung seines
Territoriums bzw. Horizonts bis in den hintersten unausgeleuchteten Winkel dieser Erde.
Für die technologische und kulturelle Entwicklung konnte eine Erfindung allein noch gar
nichts bewirken. Viel wichtiger war immer, in welchem sozialen, politischen, wirtschaftlichen
und kulturellen Umfeld welche Entwicklung eine pragmatisch sinnvolle und zugleich eine kulturell
bindende (programmatische, ideologische, populäre) Breitenwirkung entfalten konnte!
Aus diesem Blickwinkel gesehen ist die Geschichte der Medienentwicklung sehr spannend. Mit den
aufkommenden Druckmaschinen und der einhergehenden Alphabetisierung konnten erstmals Informationen
(Propaganda, Aufklärungen, Befehle etc.) breit gestreut werden. Das Gerangel um gesellschaftliche
Anerkennung und der Kampf um lokalen, regionalen, nationalen und internationalen Einfluss wurde
auch zum Kampf um Informationen und um die Möglichkeit, Informationen verbreiten und verkaufen
zu können.
Printmedien, Radio, Film- und Fernsehen waren und sind immer monologische Medien. D.h. über
einen Kanal wird eine Botschaft verbreitet und viele können sie empfangen (one-to-many).
Z.B. spricht jemand, die anderen schweigen, hören und sehen zu.
In den 80er Jahren kam der Begriff des Global Village auf. Die Satelliten-TV-Gemeinde wurde zum Dorf erklärt. Seine BewohnerInnen nehmen zu hause aus der Zuschauerperspektive am Weltgeschehen teil. Der TV als Dorf und Kaminfeuer. Der dafür kreierte Medienbegriff war: Infotainment (Information und Entertainment).
Zur Dorfdimension ist die Welt aber nie wirklich geschrumpft. Satelliten-TV hat einzig die Wahrnehmungsempfindungen von örtlicher und zeitlicher Nähe und Ferne verändert.
Hypertext als Sinnbild für verflochtene Dialoge
Seit Anfang der 90er Jahre können sich immer mehr Menschen in digitale Netze einklinken und mitsprechen,
ohne von den Behörden eine Sendekonzession einfordern zu müssen, und ohne von irgendeinem
Medium dazu die Erlaubnis oder den Auftrag erhalten zu müssen.
Nun können theoretisch viele mit vielen sprechen (one-to-many / one-to-one / many-to many /
many to one)
Dieser Prozess könnte eigentlich als medialer Demokratisierungsschub umschrieben werden.
Allerdings ist eine solche Sicht mit Vorsicht zu geniessen. Nicht so sehr die neuen Medien bieten
den Menschen mehr Demokratie, sondern wie immer geht es um die Art und Weise wie Medien von
ProduzentInnen und KonsumentInnen genutzt werden.
Die wirkliche Neuerung - in kultureller Hinsicht - brachte das Internet in Form des besuchsfreundlichen Web zu Tage. Und damit vor allem den Hypertext.
Der Hypertext ist kulturphilosophisch zum Sinnbild der 90er Jahre für einen Prozess geworden,
der im Begriffe ist ein neues und vielfältiges Weltbild zu erzeugen.
In der zeitgenössischen Philosophie ist Hypertext eine Metapher für weltumspannende Geflechte und lokale Netze, die sich gegenseitig durchdringen und überlagern.
Das Verständnis von Ferne und Nähe verändert sich im dynamischen, dialogischen
Hypertext nochmals und grundlegend anders als im statischen, auf Monologen gebauten Global Village
(Global Village = gemeinsame Welt vor dem Fernseher).
Plötzlich gib es viele Sichten von Landkarten dieser Welt, alle sind sie überlagert,
anders verknotet und enthalten die unterschiedlichsten Routen. Der Hypertext wird damit auch zum
Sinnbild für ein vielseitiges Wertesystem, das sich seit der Aufklärung und den
europäischen Revolutionen des 18. und 19. Jh. kontinuierlich entwickelt hat.
Dieses Wertesystem hat den Hang zu nicht hierarchischen Strukturen, lässt Widersprüche
zu und ist unstabil. Seine Netze sind prinzipiell dezentral angelegt und mit Knoten geknüpft,
die sich ständig verschieben, auflösen und anderswo neu knüpfen.
Der Hypertext als Sinnbild und der Hypertext der Datennetze verflechten sich mehr und mehr mit
den lokalen und globalen Lebensrealitäten.
Dies Verflechtung ist mit ein Teil der aktuell stattfindenden Umschichtung der wirtschaftlichen,
sozialen, politischen und kulturellen Realitäten, die wir bis vor 1989 (Fall des Sowjet-Imperiums)
als gesichert glaubten.
Die 1997 ausgebrochen wirtschaftliche Asienkrise hat auch gezeigt, wie schnell in einem digitalisierten
Börsennetz die globale Wirtschaft einem Dominoeffekt ähnlich in arge Bedrängnis
geraten kann und wie fragil eine globalisierte Welt sein kann.
Das Web und Multimedia
Der Multimedia-Begriff ist in den 80er Jahren unter lautem Euphorie-Geheul geboren worden. Mit
dem Web möchte Multimedia endlich seinen zweiten Frühling erleben.
Wenn Multimedia bedeutet, dass wir heute über einen einzigen Kanal mehrere Medien
gleichzeitig empfangen und aussenden möchten (Film, Grafik, Ton, Text), im Sinne eines Verbundes
aus Radio, Video, Telephon und Teletext, so müssen wir uns noch ein bisschen gedulden.
Toll designte Webauftritte, versehen mit diversen Multimedia-Applikationen, machen noch keinen
solchen Verbund aus. Eher erleben wir zurzeit sowas wie eine Web-Übergangszeit. Ein Bewusstsein
dafür, woher das Web kommt, was es bisher anbieten kann und in welche Richtung es weiter
gehen könnte, entwickelt sich zwar zügig. Die technologischen Grenzen der Hardware,
die Komplexität und zum Teil auch Kompliziertheit der unzähligen Produktionsmittel
(Software), die dafür eingesetzt werden, verhindern das Multimedia-Web noch.
Zweifellos können wir uns angesichts der beschleunigten Technolgie-Sprünge
auf einiges gefasst machen. Doch was sich eigentlich alle wünschen,
die einen Internetanschluss haben, sind anwendungsfreundliche Produktions-
und multimediataufgliche Empfangsstationen.
Bis dahin erholen wir uns beim in uns hochkriechenden Ärger angesichts
von Datenstau und crashenden Programmen noch ein Weilchen bei einer
weiteren Startrek-Episode vor dem TV.
Aus dem Skript "Web-Design" von Daniel Hauser
Dazu einen humoristischen Beitrag.
Einen Diskurs zwischen Bill Gates (Microsoft-Chef)
und John Smith (GM-Bigboss; einer der grössten Autoproduzenten)
Doch die technische Errungenschaft des "Chip", dank diesem
unteranderem enorm viele Daten auf kleinstem Raum gespeichert werden
können, bringt uns auch neue Gefahren; bei der Herstellung wie
auch bei der Entsorgung des Elektromülls.
Hier zu ein Beitrag von von Stefan Heuer CASH September 1998
Das vergiftete Technoparadies
erufer@bluewin.ch
|