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Vorwort
Vorwort Wie aber kann es ein Vorwort, also ein Wort vor dem Wort geben,
wenn wir bereits in der Bibel lernten und deshalb nun auch wissen sollten,
dass am Anfang das Wort war, und das Wort bei Gott war, da er selber
das Wort war, wie uns dies der Evangelist Johannes ganz am Anfang in
seimen Evangelium erklärt. Vor dem Wort könnte es also höchstens noch
Gott selber gegeben haben; und doch, sie waren ein und dasselbe. Sie
beide waren männlich. Daher ist es wohl auch verständlich, dass nicht
nur das Wort, sondern auch die Sprache männlich ist. Am Anfang war ja
der Mann und mit ihm das männliche Wort, mit dem er uns, das Weib, um
nicht zu sagen sein Weib, als Abstraktion von sich selber definiert
und beschreibt.
Er, der Mann, war gut. So steht es geschrieben in der Bibel, bis dann
das Weib, und mit ihm das böse in die Welt kam. Das Weib verkörpert
also das Böse. Er, der Mann, ist Geist, und Sie, das Weib, im Gegensatz
zu ihm, das Fleisch. Daher hat er den Willen, der ist stark, und sie
die Lust, die ist schwach und ohne Wille. Deshalb ist das Weib geistlos,
böse und verkörpert das schwache Geschlecht. Und doch, sie war und ist
dies auch heute noch, eine Bedrohung für den Mann. Sie hat ihn mit ihrer
sogenannten Schwäche verführt und dem Bösen überführt, in dem sie ihm
einen Apfel vom Baume der Erkenntnis anbot. Danach wussten sie, dass
sie nackt waren und sahen, dass sie Mann und Weib sind. Für ihren Ungehorsam
bestrafte sie Gott, denn er hatte ihnen Verboten von diesem Baume der
Erkenntnis zu Essen. Deshalb mussten sie das Paradies verlassen und
auf der Erde leben, wo Gott zu ihnen sprach.
Zu ihr, dem Weibe, sagte er : " Für Deinen Ungehorsam sollst du jetzt
hier auf Erden leben. Mit Schmerzen sollst du Kinder gebären und nach
deinem Manne wirst du verlangen, er aber soll dein Herr sein; und zum
Manne sprach er : " Weil du auf deines Weibes Stimme gehört hast und
von dem Baume der Erkenntnis gegessen hast, von dem ich dir gebot, du
sollst nicht davon essen, ist der Erdboden verflucht. Mit Mühsal sollst
du dich von ihm nähren dein Leben lang. " (1. Mose 3, 16 + 17 ) ---
Schon wieder bin ich abgeschweift und bei dem altbekannten Thema angekommen
: " Wie kann ich mich als Frau ausdrücken, mit einer Sprache die männlich
ist ? "
Nun aber doch wieder zurück zum Vorwort. -- Ein Wort vor dem Wort gibt
es also nicht; oder doch ? Sicher, vor dem geschriebenen Wort, gab es
das gesprochene Wort, und vor dem gesprochenen Wort, sollte es eigentlich
das gedachte Wort geben. Nur eben, wie dies heute oft so ist, eigenes
Denken wird immer seltener, das Nachplappern dagegen, immer häufiger.
Dies, einige Gedanken zum Vorwort, um nun mit meinem Vorwort, das heisst
: mit meinen Worten vor der Geschichte, beginnen zu können. ---
Willst Du Künstler oder Künstlerin werden, also das tun, was Du tun
möchtest, und nicht mehr nur das, was Du tun musst.
Willst Du dies wirklich, wirst Du bald einmal merken, dass es ganz zuerst
nur Dich und die Zeit gibt. Du wirst lernen müssen, Dich und die Zeit
zu ertragen. Du und die Zeit, beides Dinge die von Aussen, also von
einem Gegenüber, von der Gesellschaft mit ihren Werten und Normen definiert
werden.
Was wäret ihr beide ohne eure Definition von Aussen ?
Du, Du hättest keine Ahnung, ob Du Mann oder Weib, alt oder jung, gross
oder klein, faul oder fleissig wärest, ohne ein Gegenüber mit seinen
Normen und Werten, durch welches Du definiert wirst; Dich also als das
erkennen kannst, was Du bist ?
Ja, was wärest Du und die Zeit ohne eure Definition von Aussen. Die
Zeit könnte sich nicht mehr in Tagen, Wochen, Monaten und Jahren erkennen,
ganz zu schweigen von den Stunden, Minuten oder sogar den Sekunden,
den Definitionen, welche wir der Zeit geben, um die Zeit zu erleben
und wohl auch um sie zu nutzen. Ohne eure Definition von Aussen, wäret
ihr also zwei nutzlose Wesen.
Zwei Nichtsnutze, die mann nicht definieren kann, und doch wäret ihr
da. Einfach da, durch euer Sein. Wohl wüsstet ihr nicht was ihr seid,
da es kein Gegenüber mehr gebe, an welchem ihr Euch erkennen, und so
auch definieren und erklären könntet. Und doch, ihr wäret da, würdet
Tun oder Lassen, ohne zu wissen, dass ihr dies tut.
Ihr wäret ganz euch selber.
Du also wärest ganz das, was Du wirklich bist, und nicht mehr nur das,
was Du sein solltest; irgendetwas, das nicht Du definierst, sondern
das definiert wird, gemässen an den Werten und Normen dieser Gesellschaft,
die bestimmt wie solche Wesen, wie Du eines bist, zu sein haben, und
dies daher wohl auch sind.
Nein, auflösen kannst Du dies nicht, da dies nicht möglich ist, solange
es ein Gegenüber gibt, das ja auch Du immer wieder nötig hast, um zu
definieren und zu wissen, was ihr seit, Du und die Zeit. Und doch, willst
Du Künstler werden, musst Du als erstes lernen, zu ertragen, Dich und
die Zeit, denn nur so wirst Du lernen, das zu tun, oder auch zu lassen,
was Du willst, und nicht mehr nur das, was Sie wollen, dass Du tust.
-- Erst wenn Du es wagst, Dich nicht mehr an deinem täglichen Funktionierenmüssen
zu halten, sondern Dich in der Zeit zu ertragen, wirst Du ganz langsam
lernen, was Du wirklich tun oder lassen, und wie Du leben möchtest.
--
Natürlich, in dieser Welt, also hier in dieser Realität, die Du täglich
fühlst und erkennst, und nicht irgedeinmal im Himmel oder in der Hölle
-- denn, dies wir wissen nicht, ob Leben irgedwo anders, als auf dieser
Welt, auch noch möglich ist, oder sein wird. Daher denke ich, ist es
besser, wenn Du hier und jetzt zu leben versuchst. So wirst Du ganz
langsam, beinahe so, dass Du es kaum merkst, ein Künstler. --
Ein Künstler aber wirst Du erst dann sein, wenn Du dein Gegenüber nicht
mehr nötig hast, um Dich an ihm, also dem Nichtkünstler, als Künstler
zu definieren, sonder ganz einfach lebst, weil Du gelernt hast, zu ertragen,
Dich und die Zeit.
Email: erufer@bluewin.ch
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